Teneriffa: Polizei nimmt
Kriegsverbrecher fest
"Ein
ganz normaler Tourist"
MZ, Freitag, 9. Dezember
2005.
Ralph Schulze, Madrid
Gut vier Jahre war er auf der Flucht.
Jetzt fasste ihn die Polizei in einem
4-Sterne-Hotel am Strand der spanischen
Kanareninsel Teneriffa. Der kroatische
Kriegsverbrecher Ante Gotovina, vom
Internationalen
Kriegsverbrecher-Tribunal in Den Haag
wegen Verbrechen gegen die
Menschlichkeit gesucht, ging den
Fahndern am Mittwochabend auf der
Ferieninseln ins Netz. Der Ex-General
zählte zusammen mit dem früheren
bosnisch-serbischen Präsidenten Karadzic
und dem Serbengeneral Mladic zu den
meistgesuchten Kriegsverbrechern des
Jugoslawienkrieges (1991-1995).
Gotovina wird für Massaker an 150
serbischen Zivilisten während des
kroatischen Unabhängigkeitskrieges
verantwortlich gemacht sowie für die
Vertreibung von 150 000 Serben aus der
Krajina. Zu den Anklagepunkten zählen
auch Verfolgung aus politischen,
ethnischen und religiösen Motiven. Mord,
Plünderung, blindwütige Zerstörung von
Städten und Dörfern sowie Verletzung des
Kriegsrechts. 1991 hatte der
Serbenbevölkerung in der kroatischen
Region Krajina die Unabhängigkeit
erklärt und Zehntausende Kroaten
vertrieben. 1995 eroberte Kroatien die
Krajina militärisch und begann mit der
Vertreibung der Krajina-Serben.
Kurz nachdem das UNO-Tribunal im Jahr
2001 Anklage erhoben und einen
internationalen Haftbefehl ausgestellt
hatte, tauchte Gotovina unter. Er soll
sich lange Zeit in Kroatien versteckt
gehalten haben. Dort wird er bis heute
von vielen Menschen als Nationalheld
verehrt. Die internationalen Vorwürfe
gegen die kroatische Staatsführung
blockierten sogar bis vor kurzem die
EU-Beitrittsgespräche mit Kroaten.
"Für uns wirkte er wie ein ganz normaler
Tourist, der hier Ferien machte",
berichtete ein Angestellter des
kanarischen 4-Sterne-Hotels, in dem sich
Gotovina einquartiert hatte. Eine
Sonnenoase, in der man auch jetzt im
Dezember baden kann. Am Mittwochabend
waren die Ferien des Ex-Generals aber
endgültig vorbei. Eine spanische
Spezialeinheit nahm den 39-Jährigen, der
sich mit falschen Papieren eingemietet
hatte, beim gediegenen Abendessen im
Speisesaal fest. Er leistete dem
Vernehmen nach keinen Widerstand. Er
soll schon heute an das UNO-Tribunal im
holländischen Den Haag ausgeliefert
werden.
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Tako pišu švicarske novine, a ovako im
odgovara jedan Hrvat, čiji je odgovor,
za čudo ipak objavljen iako u jako
skračenoj verziji.
Kroatischer General Ante Gotovina
vorverurteilt
AZ
vom 9.12. «Polizei nimmt
Kriegsverbrecher fest»
Leserbrief v. 16.12.2005
Während andere Zeitungen vom
mutmasslichen Kriegsverbrecher Ante
Gotovina sprechen, hat ihn der Autor
bereits verurteilt. Für ihn gilt die
Maxime der Unschuldsvermutung nicht.
Zudem verfälscht er Daten: Serben haben
nicht bloss Zehntausende Kroaten
vertrieben, sondern 400'000. Eine
Vertreibung der Serben hat dagegen nicht
stattgefunden, die Flucht war gemäss
serbischen Dokumenten im Voraus
vorbereitet. Ausserdem - in Anbetracht
des Chaos in Iran - stellt sich folgende
Frage: warum erwartet man von den
kroatischen Einheiten, in denen viele
Vertriebene teilnahmen, wesentlich mehr
als von den amerikanischen, die so etwas
nicht erfahren haben? Die gleiche
Argumentation gilt auch für die
angebliche blindwütige Zerstörung von
Städten. General Gotovina war lediglich
zuständig für die 4-tägige militärische
Operation, die im Vergleich zu den
Zerstörungen im Irak harmlos war.
General Gotovina ist
aufgrund der Befehlsverantwortung
angeklagt, d.h. "er hätte wissen müssen,
dass Kriegsverbrechen hätten stattfinden
können, und habe sie nicht verhindert".
Warum erhebt Carla del Ponte dann nicht
Anklage gegen den für die von der UNO
deklarierten Schutzzone Srebrenica
verantwortlichen General Janvier. Er
hätten wissen müssen, dass Serben das
grösste Massaker in Europa seit dem 2.
Weltkrieg verüben werden, und hat nichts
dagegen unternommen. Aber eben, er ist
ein Franzose. Ohne klare Unterscheidung
zwischen Aggressor und Opfer dient das
Tribunal in Den Haag nicht der
Gerechtigkeit, sondern nur dem
Reinwaschen der unfähigen
westeuropäischen Politiker, vor allem
der englischen und französischen, die -
noch verfangen im alten Hegemoniedenken
- dem Aggressor, d.h. den Serben, allzu
lange den Freiraum für ethnische
Säuberungen gegeben haben.
Osvin Gaupp, Baden

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